Hilfe bei psychischen Erkrankungen oder Krisen

Seelenkratzer: Selbstverletzendes Verhalten

»Die wollte sich interessant machen.« – »Eine Mutprobe.« – »Die Mitmenschen schocken.« – »Man sollte das alles nicht so ernst nehmen, die wollen doch nur auf sich aufmerksam machen.«

Wieso verletzen sich Menschen (zumeist Mädchen und junge Frauen) selbst?

  • Um etwas zu fühlen, auch wenn es Schmerz ist.
  • Um sich von innerem Druck zu entlasten.
  • Um das Gefühlschaos zu ordnen und vermeintlich die Kontrolle darüber zu gewinnen.
  • Um den seelischen Schmerz sichtbar zu machen.
  • Um sich selbst zu bestrafen. Aus Selbsthass.
  • Um sich nicht umzubringen.
  • Um überhaupt wahrgenommen zu werden.

Sprechende Wunden

Du siehst nur die äußeren Verletzungen oder Narben an den Armen oder Beinen. Sie ragen heraus, befremden, machen Angst wie der Eisberg, der sich auf dem Wasser türmt. Was sich unter der Meeresoberfläche verbirgt, siehst Du nicht.

Jeder 3. junge Mensch hat Erfahrungen mit selbstverletzendem Verhalten. Selbstverletzung ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom psychischer Krisen und Erkrankungen, wie z.B. bei Depressionen, Ess-, Zwangs- oder Angststörungen oder der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

 

Wer sich selbst verletzt …

  • hat oft körperliche und sexuelle Gewalt erfahren.
  • lebt häufig in schwierigen Familienverhältnissen.
  • fühlt sich fast immer ungeliebt, vernachlässigt und wertlos.
  • erlebt oft intensive, unerklärliche Gefühlsschwankungen.
  • hat große Angst, verlassen zu werden.
  • fühlt sich innerlich einfach leer.

Das Selbstverletzen ist wie ein Ventil, um die unerträglichen Gefühle loszuwerden. Panik, Drohungen und Vorwürfe machen alles nur noch schlimmer! – Wenn Du Dich häufig selbst verletzt, solltest Du Dir Hilfe suchen! Am besten bei einer psychologischen oder psychiatrischen Fachkraft.

Was Dir helfen kann

  • Mit Menschen sprechen, denen Du vertraust.
  • Sichere und gute Beziehungen pflegen – zu Menschen, die Du magst.
  • Einen weniger schädlichen Ersatz suchen, um sich wieder zu spüren, z.B. Eisbeutel kneten, Chilischoten kauen, sich beim Sport auspowern.

Erste Hilfe in akuten Krisen

 

Bitte beachten Sie, dass wir von Irrsinnig Menschlich e.V. kein Krisendienst sind und nicht zur psychiatrischen oder psychotherapeutischen Versorgung gehören. Wir vermitteln oder empfehlen weder Behandler*innen noch Kliniken. Wir bieten keinen Ersatz für eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung.

 

112: Feuerwehr & Rettungsdienst – europaweit kostenfrei erreichbar (auch vom Mobiltelefon, selbst ohne Mobilfunknetz).

116 117: Der ärztliche Notdienst – bei nicht lebensbedrohlichen Situationen.

110: Die Polizei – bei Unfällen, Bränden oder in akuten, lebensbedrohlichen Notlagen.

 

Notfallbehandlung in akuten Krisen: Alle Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie.

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