Wenn Deine Eltern psychisch erkrankt sind
Dann bist du nicht allein damit: In Deutschland leben zwischen 3 und 4 Millionen Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Als Angehörige habt Ihr ein höheres Risiko, selbst seelisch zu erkranken. Nicht wenige von Euch ziehen sich zurück, leiden unter Angst und Schuldgefühlen.
Seelisch erkrankte Eltern ihrerseits erleben oft Selbstzweifel und Scham. Sie haben Angst, Euch – Ihr Kind – zu verlieren. In der Absicht, Euch zu verschonen, werden psychische Probleme in vielen Familien nicht angesprochen. Ihr Kinder bleibt häufig mit Euren Ängsten und Sorgen allein.
Wenn jemand in Deiner Familie psychisch krank ist: Was Du wissen solltest
- Du bist nicht schuld daran! Du hast die seelische Krankheit Deiner Eltern nicht verursacht.
- Deine Gefühle sind okay! Es ist okay, sich traurig, hilflos, wütend, verzweifelt usw. zu fühlen. Auch anderen Kindern und Jugendlichen geht es so.
- Sprich mit jemandem darüber. Mit welchen Menschen Du sprichst, liegt an Dir. Das Wichtigste ist, dass Du ihnen vertraust.
Was das für Dich bedeuten kann
Wenn jemand in Deiner Familie seelisch krank ist, verändert sich Euer Familienleben. Fast alles scheint sich nur noch um die Probleme dieser einen Person zu drehen. Und wenn es Deine Mutter oder Deinen Vater betrifft und die Erkrankung länger dauert, kann es zu Hause sehr schwierig für Dich werden: Möglicherweise gibt es mehr Streit, Du musst mehr helfen, Du bekommst kaum noch Aufmerksamkeit, das Geld wird knapp, Du kannst Deine Freunde nicht mehr einladen, Du schämst Dich für Dein Zuhause. Vielleicht hast Du auch Angst, dass das nie aufhört und Du selbst krank wirst. – Keine einfache Situation.
Was es zusätzlich schwer macht
Es gibt immer noch viele Ängste und Vorurteile gegenüber seelisch erkrankten Menschen, obwohl jede dritte Person im Verlaufe ihres Lebens psychische Gesundheitsprobleme hat. Im Grunde müssten wir uns gut damit auskennen. Meistens verhalten wir uns jedoch wie Analphabet*innen, weil wir nicht wissen, was wir tun können, wenn jemand seelische Probleme hat. Kein Wunder, wenn wir nicht darüber sprechen und uns darüber austauschen, wie es andere meistern. Garantiert gibt es in Deiner Klasse oder in Deinem Team Menschen, denen es ähnlich geht wie Dir.
Was du tun kannst
Denk bei allen Sorgen auch an Dich! Nimm Dir genügend Zeit zum Entspannen. Bleib mit Deinen Freund*innen in Kontakt und unternimm Dinge, die Dir Freude machen. – Hab deshalb auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen!
Erste Hilfe in akuten Krisen
Bitte beachten Sie, dass wir von Irrsinnig Menschlich e.V. kein Krisendienst sind und nicht zur psychiatrischen oder psychotherapeutischen Versorgung gehören. Wir vermitteln oder empfehlen weder Behandler*innen noch Kliniken. Wir bieten keinen Ersatz für eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung.
112: Feuerwehr & Rettungsdienst – europaweit kostenfrei erreichbar (auch vom Mobiltelefon, selbst ohne Mobilfunknetz).
116 117: Der ärztliche Notdienst – bei nicht lebensbedrohlichen Situationen.
110: Die Polizei – bei Unfällen, Bränden oder in akuten, lebensbedrohlichen Notlagen.
Notfallbehandlung in akuten Krisen: Alle Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie.